Kinderbetreuung

Nach Enttäuschung Mut zum Neuen

Verein als Alternative zur Schließung des Kindergartens - Gemeinde weiter mit im Boot

Von unserer Redakteurin KERSTIN BEIER

Freckleben/MZ. Nachdem sich die Freckleber - vor allem Eltern und Kindergärtnerinnen - vom ersten Schock erholt hatten, macht die Enttäuschung nun einem vorsichtigen Mut zum Neuanfang Platz. Die meisten derer, die sich zu einer Einwohnerversammlung eingefunden hatten, sehen die Gründung eines Vereins, der die Kinderbetreuung im Ort organisiert, als einzige Alternative zur Schließung der Einrichtung.Denn der Beschluss des Gemeinderates, die Einrichtung nicht weiter zu betreiben, ist unumstößlich. Die Kindergärtnerinnen haben am Mittwoch ihre Kündigung erhalten.

Die Wellen der Empörung schlugen zunächst hoch. Ein aufgeregter Peter Kreutz sprach davon, dass sich mit der Schließung des Kindergartens ein Dilemma in Freckleben fortsetzen würde: Hier würde so wenig getan, dass Freckleben bald "nur noch ein Rentnerdorf"

sei. Angela Haußmann hat es durch gerechnet: "Wenn die Gemeinde keinen Lohnkostenzuschuss gibt, dann schaffen wir das nicht mit einem Verein."

Dass die Stimmung am Mittwochabend doch noch in Richtung Zuversicht umschlug, hängt mit einer wichtigen Erkenntnis zusammen: Laut Kinderbetreuungsgesetz ist die Gemeinde zu 95 Prozent in der Finanzierung - abzüglich der Pauschalen von Land und Landkreis sowie der Elternbeiträge, "Gemeinderäte, die sich Einsparungen von zigtausend Mark versprechen und nur von den Betriebskosten ausgegangen sind, sind also auf dem Holzweg," bringt es Bürgermeister Gerhard Erfurth auf den Punkt und räumt ein, das Gesetz selbst "nicht bis zu Ende gelesen" zu haben. "Die Einsparungseffekte liegen einzig und allein darin, dass die Erzieher vom Verein eingestellt werden und nicht nach Tarif bezahlt werden müssen. Sicherlich wird der Verein jedoch dafür sorgen, dass die Bezahlung angemessen ist", so Erfurth. Als großen Vorteil eines Vereins gegenüber einem Wohlfahrtsverband als Träger empfindet er den Umstand, "dass wir selbst Einfluss haben." "Eigentlich haben wir uns doch schon immer selbst verwaltet und aus der Not ´ne Tugend gemacht", versucht auch Kindergartenleiterin Frau Heidenreich, sich mit dem Vereins-Gedanken anzufreunden.

Mit Ausnahme des Montessori-Kindergartens in Aschersleben wäre ein Verein zur Kinderbetreuung ein Novum im Landkreis. Das Jugendamt, das in Person von Andrea Splettstößer nach Freckleben gekommen war, hat Unterstützung mit Rat und Tat bereits angeboten. Romy Kiefer findet es wichtig, dass sich nicht nur Eltern von Kindergartenkindern im Verein engagieren. "Wir müssen jetzt nach vorne gucken", meint sie, und nach kurzer Diskussion finden sich schon die ersten Freckleber, die im Vorstand mitarbeiten würden: Tobias Münch, Romy Kiefer, Claudia Rockmann und Anke Schmidt.

Die Gründung ist für den 10. April, 19.30 Uhr, geplant.

Download des Artikels als 150 dpi-Scan (58,9 kByte) aus der Mitteldeutsche Zeitung (Mit freundlicher Genehmigung der MZ)

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