Verein zur Erhaltung des Kindergartens in Freckleben
"Heute wollen wir versuchen, zu retten, was zu retten ist"
Heute Abend entscheidende Sitzung - Kritik an Bürgermeister Erfurth
Von unserem Redakteur LARS GEIPEL
Freckleben/MZ. Heute Abend wird es für die zukünftigen Mitglieder des Vereins der Kindertagesstätte Freckleben emst. Ab 19.30 Uhr sollen im Gemeindesaal endlich die Satzung beschlossen und der siebenköpfige Vorstand gewählt werden.
Langsam drängt auch die Zeit. Bis Ende September muss der Verein beim Amtsgericht eingetragen sein und die Betriebserlaubnis bekommen haben. Kommt es heute zu keiner Einigung, ist der Termin kaum zu halten. Dann steht der Kindergarten vor dem Aus.
Hintergrund für die Gründung des Vereins ist die Entscheidung des Gemeinderates, die Trägerschaft ab Oktober abzugeben. "Wir können uns das nicht mehr leisten", so Bürgermeister Gerhard Erfurth. In Krosigk und Naumburg sei das Experiment mit einem Trägerverein gelungen. Nun hofft er auf einen ähnlichen Erfolg in Freckleben. Doch der steht in den Sternen. "Die Vorbereitungen waren chaotisch", beklagt Lutz Heidenreich, Sprecher der Interessengemeinschaft zur Gründung des Vereins, fehlende Unterstützung der Gemeinde. "Heute wollen wir versuchen, zu retten, was zu retten ist."
Die Hauptschuld an der Misere tragen seiner Meinung nach der Vorsitzende des Sozialausschusses, Rüdiger Schulz, und Erfurth. "Am liebsten hätten sich beide gewünscht, dass es schon gestern losgeht. Aber wir können uns nicht Hals über Kopf in etwas stürzen, ohne uns über die Konsequenzen bewusst zu sein", so Heidenreich. Vor allem die letzte Sitzung, bei der über die Satzung und den möglichen Vorstand gesprochen wurde (die MZ berichtete), stößt sauer auf. "Herr Erfurth und Herr Schulz kamen unvorbereitet. Und eine Satzung für die Gründung eines Vereins, mit der Aufgabe, eine Kindertagesstätte zu betreiben, ist nicht in zwei Stunden beschlossen", meint Heidenreich. Doch der Bürgermeister verteidigt sich: "Da sind alle gefragt", fordert er mehr Engagement von den Leuten, die bisher den Sitzungen ferngeblieben sind.
Doch nicht nur um Satzung und Vorstand wird gestritten, auch in Hinblick auf die Kosten konnten Gemeinde und Interessengemein schaft noch keine Einigung erzielen. "Freckleben ist bereit, alle Betriebskosten zu begleichen und die Räume mietfrei zu überlassen", erklärt Rüdiger Schulz. Dafür soll der Verein mit Hilfe von Landeszuschüssen die Gehälter der Erzieherinnen zahlen. "Das wäre dann natürlich für die Angestellten mit drastischen Kürzungen im Vergleich zum derzeitigen Tarif verbunden", so Schulz. Lutz Heidenreich ist dagegen der Meinung, dass nach dem Kindertagesstättengesetz die Gemeinde verpflichtet ist, mindestens 95 Prozent der gesamten Kosten einschließlich der Gehälter zu tragen. "Doch dann", so Schulz, "hätten wir keinen Verein gründen müssen."
Da bisher eine Einigung nicht möglich war, vermuten die Gründer des Vereins Schlimmes: der Kindergarten könnte durch die "Hintertür" zugemacht werden. "Mir kommt es langsam so vor, als ob uns der schwarze Peter zugeschoben werden soll", vermutet Heidenreich. Dem widerspricht Bürgermeister Erfurth vehement. Er hoffe, dass der Kindergarten erhalten bleibe.
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