Schulentwicklungsplanung

Harms drückt auf Tempo

Gegen Verknüpfung mit Gebietsreform

Von unserem Redakteur ERNST KRZIWANIE

Magdeburg,/MZ. "Wir werden uns auf harte Schnitte einstellen müssen." Frank Bayer, Schuldezernet im Mansfelder Land spricht aus, was gegenwärtig alle Landkreise in Sachsen-Anhalt bewegt -die Schulentwicklungsplanung für den Zeitraum 2001 bis 2006. Wurde bis 1999 in Jahresscheiben voraus geschaut, soll die mittelfristige Planung einerseits den Schulträgern mehr Gestaltungssicherheit geben und andererseits Lehrer, Eltern und Schülern langfristig wissen lassen, ob an ihrer Schule Veränderungen bevorstehen.

Bei der Umsetzung der mittelfristigen Planung sitzt den Kommunalpolitikern die Zeit im Nacken. Bis Jahresende müssen sie entscheiden, welche Schulen Bestand haben und welche geschlossen werden. Nicht wenige fordern deshalb, die Veränderung der Schullandschaft nicht im Schweinsgalopp durchzuziehen. Allein die Zeitbeschränkung lasse Ungerechtigkeiten kaum ausschließen, hat die Frauenunion Sachsen-Anhalts am Wochenende betont und gefordert, die Schulentwicklungsplanung zu verschieben.

Bündnisgrüne Kommunalpolitiker haben am Sonnabend bei einem Treffen in Magdeburg Kultusminister Gerd Harms (Bündnis 90/ Die Grünen) vorgeschlagen, die Schulentwicklungsplanung mit der für 2004 angestrebten Gebietsreform zu verbinden. Harms lehnt das entschieden ab. "Es ist nicht verantwortbar", betont Harms, "die endgültige Entscheidung über den Fortbestand oder die Schließung von Schulen erst nach 2004 zu fällen." Bereits jetzt sei eine vorausschauende Schulplanung notwendig. "Eine Entscheidung erst in vier Jahren käme für die schwachen Schuljahrgänge 2006 und 2007 zu spät", meint der Minister mit Blick auf den zu erwartenden dramatischen Schülerrückgang.

Im Kultusministerium wird davon ausgegangen, dass sich die Schülerzahl im Land bis zum Jahr 2011 von derzeit 330 000 auf etwa 217 000 reduziert. Betroffen seien vor allem Sekundarschulen und Gymnasien. Im Mansfelder Land wird davon ausgegangen, dass von jetzt 20 Sekundarschul-Standorten rund zwei Drittel und drei von fünf Gymnasien aufgegeben werden müssen. In Halle wird mit dem Aus von von mehr als 20 Sekundar- und sechs Grundschulen gerechnet, weil die vom Ministerium vorgegeben schulischen Mindestgrößen künftig nicht erfüllt werden.

Insgesamt rechnet das Ministerium landesweit mit der Schließung von rund 230 Bildungseinrichtungen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft geht sogar von rund 500 aus. Deshalb fordern die Bündnisgrünen von den Kommunalpolitikern, trotz des engen Zeitrahmens mit Augenmaß zu entscheiden. "Neben organisatorischen Erfordernissen muss", so Undine Kurth, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, "vor allem die Perspektive der Kinder berücksichtigt werden".

Download des Artikels als 150 dpi-Scan (44,8 kByte) aus der Mitteldeutsche Zeitung (Mit freundlicher Genehmigung der MZ)

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