Schulpolitik

"Land demontiert die Institution Familie"

Katholisches Bistum greift neue Grundschule mit festen Öffnungszeiten scharf an

Magdeburg/dpa. Als verfassungsrechtlich bedenklich hat die katholische Kirche die Schulpolitik der Landesregierung kritisiert. Mit der Einführung einer Grundschule mit festen Öffnungszeiten demontiert das Land die Institution Familie sagte Bildungsexperte Dietmar Gotzhein vom Bistum Magdeburg. Durch die Pflicht auf längere Anwesenheit der Kinder in der Schule werde das in der Verfassung verbriefte Elternrecht auf Erziehung erheblich eingeschränkt.

Kultusminister Gerd Harms sagte, das Land reagiere mit den schulischen Angeboten auf den Bedarf. "Die katholische Kirche hängt einem Familienbild an, wo die Frau den ganzen Tag am Herd steht", betonte er. Das entspreche nicht der Realität. Die Regelung sei in Abwägung von Elternrecht und Bildungsauftrag geschaffen worden. "Die Schulpflicht müsse so ausgestaltet werden, wie der Bildungsinhalt es verlange. Dieses Recht hat das Land", sagte Harms.

"Mit einer solchen Schulpolitik erschwert das Land die Wertevermittlung", sagte Gotzhein weiter. Die Familie sei erster Ort einer wertorientierten Erziehung". Als mögliche Alternative schlug Gotzhein eine so genannte verlässliche Grundschule wie in Niedersachsen vor. Dort werde die Verweildauer der Kinder in der Schule ihrem Alter angepasst. Im Gegensatz zum Modell in Sachsen-Anhalt seien außerunterrichtliche schulische Aktivitäten freiwillig.

Ab Schuljahresbeginn 2001 sollen die Grundschulen Sachsen-Anhalts landesweit feste Öffnungszeiten haben. Die Kinder der Klassenstufen eins bis vier sollen durchgängig fünfeinhalb Stunden lang unterrichtet werden. Der verlässliche Zeitrahmen erleichtere es, Berufstätigkeit und Kindererziehung miteinander zu vereinbaren, argumentiert die Regierung. Außerdem ergebe sich so eine Beschäftigungsperspektive für 1 000 Hortnerinnen.

Download des Artikels als 150 dpi-Scan (32,2 kByte) aus der Mitteldeutsche Zeitung (Mit freundlicher Genehmigung der MZ)

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